Lehrer-Schüler-Beeinflussung an Schulen
Was hat der Lehrer mit der Intelligenz der Schüler zu tun?
In den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts führten zwei Psychologen an zwei amerikanischen Grundschulen ein interessantes Experiment durch. Den Lehrern wurde mitgeteilt, dass an ihrer jeweiligen Schule einige Tests mit Schülern durchgeführt werden. Dabei wurde den Lehrkräften der Eindruck vermittelt, dass Psychologen einzelne Schülerinnen und Schüler erkannt hätten, die wahrscheinlich vor einem besonders positiven Entwicklungszeitraum stünden.
Der Blindversuch
Den Lehrerinnen und Lehrern wurden 20% der Schüler als besondere Gruppe genannt. In Wirklichkeit waren dies aber zufällig ausgesuchte Kinder. Die Differenzierung der Schüler erfolgte also nur in den Köpfen der Lehrkräfte. Nach einem Jahr wurde festgestellt, dass sich der IQ der zufällig ausgewählten Kinder auffallend stärker entwickelte, als der der gesamten Schülerschar. Dieser Effekt zeigte sich besonders stark in den ersten beiden Klassen der Grundschulen.
Der Rosenthal-Effekt
Der Versuch fand 1965 an der Oak School und an der Crest School in den USA statt. Die experimentierenden Psychologen waren Robert Rosenthal und Leonore Jacobson. Die Ergebnisse des Experiments nennt man heute den Rosenthal-Effekt. Übrigens: am meisten profitierten von diesem Versuch hübsche Kinder. Insgesamt beurteilten die Lehrkräfte die Charaktere der überdurchschnittlichen Entwickler als besonders gut.
Wie kann man diese Effekte erklären?
Wenn eine Lehrkraft von einem Kind den Eindruck gewonnen hat, dass es sich überdurchschnittlich qualifizieren kann, führt sie offensichtlich unterbewusst Handlungen durch, die das Kind besonders unterstützen. Das kann schon andere Körpersprache sein, aber auch mehr verbale Anerkennung und aktive Mitwirkung bei der Durchführung von Lernmomenten. Die Schülerin oder der Schüler gewinnt Selbstbewusstsein und traut sich selber mehr zu.
Quellen:
Robert Rosenthal, Leonore Jacobson: Teachers’ Expectancies: Determinants Of Pupils’ IQ Gains. In: Psychological Reports. Band 19, 1966, S. 115–118