Gehirn und Lernen

Eine Alltagserfahrung aus dem Lernbetrieb könnte lauten: Werden Schülerinnen und Schüler weder über- noch unterfordert, erhält man optimale Lernergebnisse.

Damit Kinder vom Unterricht in der Schule oder in der Nachhilfe profitieren, ist es notwendig, dass alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse oder Gruppe von den Lehrkräften individuell wahrgenommen und in den Unterricht mit einbezogen werden.

Unter günstigen Bedingungen kommen so dem einzelnen Kind gegenüber geeignete Interaktionen zu Stande, die den Schüler gut fordern und entwickeln.

Umgekehrt kann man beobachten, dass Kinder, die unangemessen gefordert werden, schnell mit einem entsprechenden Verhalten reagieren, z.B. mit:

  • Passivität
  • Aggressivität
  • Demotivation
  • Vermeidung

Dies kann vermieden werden, wenn Lehrerinnen und Lehrer so weit wie möglich auf die unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Talente der Schülerinnen und Schüler eingehen. Dies ist in kleineren Klassen natürlich einfacher möglich als in großen Gruppen. Manchmal wären Kleingruppen oder Einzelunterricht eine wünschenswerte Alternative, denn die verschiedenen Funktionen des Gehirns entwickeln sich unterschiedlich schnell und weit.

Einige Kinder verfügen früh über eine beeindruckende Kontrolle der motorischen Fähigkeiten. Es ist faszinierend zu beobachten, wie ein 19 Monate junges Kleinkind wie selbstverständlich mit der Wischtechnik im elterlichen Smartphon die Bilddateien durchstöbert und über die winzigen Titelaufnahmen seine Lieblingsfilme findet und mit einem Klick startet.

Ein anderes Kind im gleichen Alter kann dafür schon Buchstaben erkennen und dazu passende Wörter abrufen, ist also eher im verbalen Bereich gut dabei. Was für das eine Kind „normal“ ist, kann für das andere Kind zunächst unerreichbar scheinen oder langweilig sein.

Weitere Bereiche werden unterschiedlich entwickelt:

  • körperlich/physische Entwicklung
  • soziale Kompetenzen
  • emotionale Skills
  • kognitive Reifung

Diese verschiedenen Reifungsgrade führen dazu, dass sich Kinder in gleichen Situationen unterschiedlich verhalten. Ein Schüler empfindet die Frage einer Lehrerin als positive Herausforderung, eine Schülerin die deckungsgleiche Aufgabe als Langweilig und ein weiteres Kind fühlt sich unter Druck gesetzt.

Unser Schulsystem führt viele Schülerinnen und Schüler in einzelnen Klassenniveaus zusammen, die auf einen Wissensquerschnitt kalibriert sind. Lehrer und Schüler können diese Zusammensetzung im Schulsystem nicht großartig variieren. Für die Lehrenden entsteht so die große Herausforderung, den im Schulsystem geforderten Leistungsrahmen so zu vermitteln, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler „mitgenommen“ werden. Hierzu ist eine gewisse Sensibilität gegenüber den lernenden Individuen nötig.

Quellen

http://www.gehirnlernen.de/abgerufen am 15.07.2016