Nachhilfe IMMERSCHLAU Erfahrungen – Verträumte Schüler

Zwei Kinder in der Nachhilfe; Alina* rechnet strukturiert ihre Aufgaben und fragt gezielt fehlende Informationen nach. Andy* schaut aus dem Fenster, rechnet etwas, Hinterfragt ein Detail, hadert mit der Erklärung und fixiert seine Rechengänge chaotisch auf seinem Block.

Beide Kinder werden vom Nachhilfelehrer als etwa gleich stark im Fach Mathematik wahrgenommen. Am Ende der Stunde wird Alina zwölf komplexe Aufgaben gerechnet und sauber formuliert haben. Andy hat vier Aufgaben gerechnet und ein undurchschaubares Durcheinander auf seinen Unterlagen. Übrigens: Alina hatte noch zwischendurch die Ruhe, per SMS einige Termine mit Freundinnen abzusprechen. Wer wird bei der nächsten Klausur wohl die bessere Zensur erhalten?

Der verträumte Chaot und die konzentrierte, strukturierte Schülerin. Sicher kennen Eltern und Lehrkräfte diese Spannbreite unterschiedlichen Verhaltens der Kinder. Der Hinweis, sich mehr zu konzentrieren und sich mehr anzustrengen, hilft erfahrungsgemäß selten weiter. Allerdings kann man auch nicht alle paar Minuten in der Schule und in der Nachhilfe mit Hakenschlägen in den Lernmethoden die Aufmerksmakeit der Schülerinnen und Schüler hervorrufen. Gerade das Erarbeiten komplizierter Lösungen bedarf der Fokussierung des Kindes auf den Lernstoff.

Im modernen Medienrummel sieht das geistige Konsumverhalten allerdings anders aus. Fernsehen, Internet und elektronische Spiele nutzen temporeiche Situationen mit hohen optischen und akustischen Stimulationen der Sinne. So wird um die Aufmerksamkeit der Nutzer gebuhlt. Nachrichtensender unterbrechen ihre Meldungen oft mit bunten und lauten Werbungen, um zwischendurch Meldungen mit sehr hohen Redundanzen zu senden. So bleiben dann doch Inhalte „hängen“.

In der Schule, bei der Hausaufgabe oder im Förderunterricht ergibt sich diese bunte Vielfalt nicht und die Schülerinnen und Schüler können noch nicht einmal eigenbestimmt das Programm wechseln, oder? Einige tun es doch, sie wechseln in ihrem Kopf das Programm und sind abwesend, blicken verträumt durchs Fenster oder  strapazieren ihre Aufzeichnungsunterlagen mit Skizzen und anderen Malereien. Die unterrichtenden Personen spüren die narzisstische Kränkung, dass ihre Mühen nicht gewürdigt werden.

Sicherlich sind die Faktoren der Ablenkung bei den heutigen Schulkindern größer als je zuvor. Hier und da werden neben den dynamischen Medien auch andere Reize stärker hingenommen als früher. Manch junger Mensch schläft zu wenig, ernährt sich nicht optimal, bekommt kaum Ausgleich über Sport und hat eventuell schon früh Stress, den selbst gemachten Konsumdrang zu managen.

Konzentration hängt sicherlich von vielen Faktoren ab. Einige kann man versuchen, bewusst zu erzeugen:

  • Zeit für Lernthemen schaffen
  • Ruhe erzeugen, Ablenkungen vermindern (auch durch Geschwister!)
  • Reglen aufstellen (Lernzeit/Spielzeit)
  • Motivation erzeugt Konzentration
  • Ziele aufstellen; abschätzen, wie viel Lernaufwand nötig ist
  • Auf Pausen achten
  • Möglichst unterschiedliche Fächer aufeinander folgen lassen
  • Kind in die o.g. Prozesse mit einbeziehen
  • Klarmachen: zum Erreichen von (Traum-) Zielen ist Aufwand nötig
  • Sinn von Schule besprechen
  • Schule ist wichtig, das Elternhaus auch: Kinder wahrnehmen und gezielt Anforderungen lenken
  • Regelmäßiger Eltern / Kinder Dialog ist wichtig
  • Trivial aber wichtig: Erfolgserlebnisse generieren (auch kleine Freuden motivieren)
  • Gemeinsame Konzentrationsspiele mit der Familie machen
  • Kinder an störungsfreie Rituale gewöhnen, zum Beispiel gemeinsam Essen
  • Körperliche Betätigungen schaffen Ausgleich und wirken auch strukturgebend im Gehirn
  • Extreme Lernstörungen mit Medizinern besprechen

Eine Auswahl der genannten Parameter kann ein gutes Gesamtpaket zum fruchtbaren Lernen ergeben. Viel Erfolg dabei!

 

*Namen sind geändert

 

madros