IMMERSCHLAU Wissen: Wie lernen Babys Sprache?

Wie lernen kleine Kinder Sprache? Obwohl Babys naturgemäß keine grammatikalischen Regeln und Sprachstrukturen in Deutschstunden erarbeiten, lernen sie doch recht schnell die Sprache ihrer Umgebung. Oft wird das Erlernen einer Sprache durch Kinder in vier Stadien eingeteilt:

  • Lallstadium
  • Einwortstadium
  • Zweiwortstadium
  • Telegrammstil

Inhaltlich erklären sich diese Stadien fast von selbst. Im Lallstadium nutzt bis zum zehnten Monat das Baby einfache Silbenanreihungen („dadada“ usw.). Dann beginnt das Kind Tonmuster der Erwachsenen nachzumachen.

Mit dem Vollenden des ersten Lebensjahres werden erste erkennbare Wörter produziert („Papa“). Die Zuordnung dieser Begriffe gelingt anfangs noch nicht zuverlässig.

Nach etwa 18 Monaten wird das Zweiwortstadium erreicht, welches vom Stadium des Telegrammstils abgelöst wird. Jetzt werden schon simple Sätze gesprochen. Mit etwa zwei Jahren begreifen Kinder, dass die Abfolge der Wörter in einem Satz wichtig ist. Komplexere Vorgänge können beschrieben werden.

Eine weitere Herausforderung kommt auf Kinder zu, wenn sie bilingual aufwachsen. Wie bekommen die kleinen Wunderwerke das hin; das Baby kann doch nicht zwischen den Sprachen unterscheiden, oder? Doch, Babys können Sprachen unterscheiden! Häufigkeit, Länge der Wörter und die Tonhöhe sind entscheidende Parameter, nach denen Babys Sprachen lernen und sehr früh unterscheiden können.

Diese Erkenntnis vertritt die Psychologin Janet Werker (University of British Columbia, Vancouver) auf der Jahrestagung des Wissenschaftsverbandes AAAS in Boston. Sie stellte in Untersuchungen fest, dass 7 Monate junge Kinder unterschiedliche Sprachen erkennen. Janet Werker fand folgendes heraus:

In den diversen Sprachen werden Tonhöhen unterschiedlich genutzt, sowohl in der Frequenzbreite als auch in der Häufigkeit. In manchen Sprachen beginnen Wörter eher mit hoher Frequenz, in anderen Sprachen beginnen Wörter eher mit tiefer Frequenz und man hat an den Wortendungen höhere Frequenzen. Die Häufung von kurzen und langen Äußerungen ist unterschiedlich und manche Begriffe kommen auffällig oft vor. Stellt man zum Beispiel die englische Sprache dem Japanisch gegenüber, so hört man, dass die asiatische Sprache melodischer ist und weitere Frequenzbereiche nutzt. Diese Aspekte nehmen schon Babys in einem Alter von etwa sieben Monaten wahr.

An der Untersuchung von der Psychologin Janet Werker nahmen 24 zweisprachig aufwachsende Babys  im Alter von 6,5 bis 9 Monaten teil. Das Durchschnittsalter lag bei 7,5 Monaten. Die Kinder teilten sich in acht Mädchen und sechzehn Jungen auf. Neben Englisch waren folgende Sprachen als Zweitsprachen vertreten: Hindi, Japanisch, Koreanisch, Türkisch und Farsi.

Lit.: Gervain, J. & Werker, J. F. (2013). Prosody cues word order in 7-month-old bilingual infants. Nature Communications, 4.

Weitere Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1418938 (15.02.2013 um 17:29 Uhr)