Mindset – unsere geistige Haltung zu Erfolgen und Niederlagen

Ein Rennen in der Formel 1 ist beendet und die Fahrer sind in Interviews der verschiedenen Reporter vertieft. H. lässt sich darüber aus, dass er dank seines Talents gesiegt hat. Zwischen den Zeilen kann man ahnen, dass er sich in dieser Hinsicht von seinem Teamkollegen R. abheben möchte. Mit etwas Süffisanz merkt er an, dass der Kollege viel trainieren muss. R. deutet in einem anderen Interview an, dass er mit seinem Team viel Arbeit auf der Strecke investiert und wenn neue Lösungen gefunden werden, sein Teamkollege diese übernimmt, ohne viel dafür getan zu haben.

Auch bei Rennfahrern unterscheiden sich die Motivationen

Mindset auch im Motorsport / Foto: dpwurzel, www.kostenlos-fotos.de

Motivation von Schülern und Studenten

Die beiden Teamkollegen könnten gute Beispiele für unterschiedliche innere Haltungen sein. Hier gibt es das „fixed mindset“ dort das „growth mindset“, wie Prof. Dr. Carol S. Dweck in ihren Veröffentlichungen schreibt. Prof. Dr. Carol S. Dweck ist eine amerikanische Professorin der Psychologie. Einer ihrer wissenschaftlichen Schwerpunkte ist die Motivation von Schülern und Studenten. Sie beleuchtet die inneren Haltungen („mindset“) zu den Themen Intelligenz, Motivation und Lernen.

IQ = Begabung + Anstrengung

Schüler, Studenten und Lernende , die eher von einer unveränderlichen, angeborenen Intelligenz überzeugt sind, haben eine geistige Haltung, welche Dweck als „fixed mindset“ bezeichnet. Der Gegenpart dazu ist das „growth mindset“. Dies trifft auf Schüler, Studenten und Lernende zu, die an eine Entwicklung des Intelligenz (durch Lernen) glauben.

Die Haltung entscheidet

Diese beiden entgegengesetzten Haltungen liegen natürlich nicht bei realen Menschen in Reinform vor, sondern vermischen sich je nach betrachteten Lebensbereichen. Sie haben aber einen Einfluss darauf, wie Studenten und Schüler das Studium und die Schule erleben und sich in Lern- und Prüfungssituationen verhalten.

Manchmal zählt das Äußere

Dweck fand heraus, dass Schüler mit einem fixed mindset bei Erfolgen eine Stärkung des Selbstbewusstseins darüber erleben, dass eine gute Klassenarbeit ihren IQ bestätigt. Eine schlechte Note bestätigt dagegen, dass der IQ nicht so gut ist und führt damit zu einer Herabsetzung des Selbstbewusstseins. Dem Schüler ist die positive Bestätigung natürlich angenehmer als der Frust einer negativen Arbeit. Die innere Haltung der „starren Intelligenz“ kann dazu führen, dass der Schüler für die nächste Klausur nicht dass Ziel hat, sein Wissen oder Können durch Üben zu verbessern (da er an die Entwicklung des IQ nicht glaubt), sondern durch Tricks an eine gute Note zu kommen. Dweck nennt das „perfomance goal“. Wichtig ist es, sich vor der Klasse mit einer guten Note zeigen zu können. Gelingt dies nicht, können Ängste und Selbstzweifel negative Auswirkungen haben.

Herausforderungen annehmen

Wie sieht es bei Schülern mit einem „growth mindset“ aus? Diese Schüler glauben daran, dass der IQ durch einer Mischung aus Begabung und Anstrengung gebildet wird. Niederlagen werden eher als eine Herausforderung gesehen, um sich daran zu entwickeln. Das Ziel nennt Dweck „learning goal“. Für diese Schüler sind Misserfolge nicht unbedingt die große Katastrophe, denn durch Fleiß und Anstrengung kann man zu Erfolgen kommen.

Richtiges Loben

Diese Erkenntnisse haben einen Einfluss auf die Art und Weise, wie Eltern und Lehrer idealerweise Kinder loben und unterstützen sollten: loben sie nicht die Intelligenz ihres Kindes sondern den Lernaufwand, die Anstrengung, den Fleiß und die Konzentration beim Lernen zu Hause und in der Schule.

Mit Freude lernen

Lernen macht Spaß

Talent alleine reicht nicht

Kommen wir noch einmal auf die beiden Rennfahrer zurück. Interessant ist, wie sie mit Siegen und Niederlagen umgehen und wie das professionelle und oft auch gleichzeitig soziale Umfeld damit umgeht. Der eine wird für sein Talent gelobt, wenn er siegt. Der andere neben seinem Talent auch für Fleiß und Teamarbeit. Macht der „Talentierte“ Fehler, so wird ihm geraten, damit professionell damit umzugehen und nicht die Schuld auf andere zu schieben. Dies fällt ihm offensichtlich schwer. Trotzdem wird nach seinem nächsten Sieg wieder das Talent gelobt. Was man der Teamleitung und dem sozialen Umfeld empfehlen kann, haben wir in diesem News Blog gelernt.

Quellen:

  • Carol S. Dweck: „Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt“
  • Wikipedia